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DAY FOUR / Date im Panic Room mit Angie Taylor

Ich habe ein Date mit Angie Taylor. Mit unserem Kamerateam fahre ich in den Mannheimer Norden, um die Künstlerin in ihrem Refugium zu treffen. "Willkommen in meiner Höhle!", die Bassistin und DJane begrüßt uns gut gelaunt an der Tür und winkt uns ins Dunkle. Ihre Höhle, das ist der Panic Room, der sich nach Club anfühlt, aber in erster Linie Studio ist. Hier entstehen neue Songs und Taylors Online-Streams. "Viel zu oft habe ich hier auch schon übernachtet, weil es sich einfach nicht gelohnt hat, nach Hause zu gehen." Dabei ist der aufwändige Ausbau des Gewerbekellers ursprünglich aus einer Not heraus entstanden. Taylor, aus dem klassischen Bandkontext kommend und neu im elektronischen Musikmetier, wollte in Clubs auflegen. Die Clubs aber wollten Referenzen. Also baute sie sich ihren eigenen "Club", um etwas vorweisen zu können. Reichweite zu generieren. Der Ausbau erfolgte komplett DIY. "Ich habe hier drin tatsächlich alles selbst geschraubt, gebohrt und verkabelt und dann begonnen, Live-Sessions aus dem Panic Room zu streamen." Machen, und los. Das ist Angie Taylor. 

Erst Autodidaktin in Punk Bands, dann Studentin an der Jazzhochschule. Es folgen abgeschlossene Ausbildungen zur Feinmechanikerin, Musikalienhändlerin und letztlich der Master an der Popakademie. Angies Weg klingt länger als sie alt ist und führt beeindruckend stringent von einer Männerdomäne in die nächste. Sie ist Session- und Live-Musikerin, spielt in TV-Showbands und diversen eigenen Bandprojekten, bis sie schließlich Techno und Live Producing für sich entdeckt. Künstlerisch sieht sie sich als Hybrid aus Techno DJ und Live Act, arbeitet auf der Bühne mit Traktor und Ableton Live, spielt Bass, mischt Effekte, Snippets, und ihre Stimme zu energiegeladenen, meist dunklen Tracks. Ihre Tracks veröffentlicht Taylor bisher über ihr eigenes Label, ihre Singles Floating und Dawn ließ sie u.a. von John Hayden remixen. Die im Januar veröffentlichte EP FIRE ist deutlich melodischer als die Vorgängerproduktionen, mit spürbarer Nähe zu Jean Michel-Jarre, den sie bekennend verehrt. Auch als Remixerin und Co-Produzentin wird man in Zukunft von Taylor hören. 

Ob sie angekommen sei in der neuen, elektronischen Welt, will ich abschließend wissen: "Ich würde sagen, dass ich meinen Fuß in die Tür gequetscht habe und meinen Körper noch irgendwie reinpresse, ob sie es wollen oder nicht, ich bin da!" (lacht)

HIER kommt Ihr direkt zu den Panic Room Streams.

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