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SEA MOYA / Review SXSW 2018

Hallo! Wir sind’s, Sea Moya! Wie versprochen melden wir uns wieder. Nach dem ersten Kapitel „Von Mannheim nach Montreal“ ist ein Monat vergangen. Seitdem sind wir 7.000 km durch 14 US Bundesstaaten gefahren, haben eine Zeitzone in wüstenartiger Hitze und eine Landesgrenze im Schneesturm überquert, um elf Konzerte, drei DJ Sets und eine Live Session zu spielen. Was in unserem Instagram Takeover für I’M SOUND schon erahnt werden konnte, lassen wir an dieser Stelle noch einmal für Euch Revue passieren: Sea Moya beim SXSW 2018 in Austin, Texas.

Die Reisegruppe war komplett: bis unters Dach vollgestopft, rollte der rostig-rote Dodge Caravan Anfang März über die US Grenze. Mit an Board eine komplette Backline, zwei Zelte und unser frisch aus Deutschland eingeflogene Soundmann Gregor. Erste Aufregung war überstanden: Visa & Reisegrund offiziell abgenickt. USA, here we come!

Nach siebenstündiger Fahrt (für nordamerikanische Verhältnisse ein Katzensprung) fielen uns beim Anblick der nächtlichen Skyline unseres ersten Tourstopps fast die Augen aus: New York City! Keiner der Sea Moya-Reisegruppe war schon mal da gewesen, weshalb die Aufregung auch ziemlich groß war. Die ersten Tage verbrachten wir staunend, Bagel-essend und Subway-fahrend mit Sightseeing (Freiheitsstatue, Guggenheim Museum, Central Park & Co.) und letzten Besorgungen (Cases, Bass Amp, Kabel & Co.). Nach der Kanada Premiere wenige Wochen zuvor, folgte dann unser erstes Konzert in den USA: gewohnt vertraut und ungewohnt aufregend verbrachten wir den Abend mit wunderbarem Publikum und zwei lokalen Bands im „Our Wicked Lady“ in Brooklyn.

Den Fakt, dass Sea Moya gerade ein Konzert in New York City gespielt hatte nur halb verdaut, fing der Roadtrip dann erst richtig an: die nächsten 48 Stunden verbrachten wir vorwiegend im Van (der es nach Prognose des kanadischen Automechanikers nur unwahrscheinlich bis nach Texas schaffen sollte), in Tankstellen, Diners und Motels, um die doch etwas unterschätzte Strecke nach Austin zu bewältigen. Stück für Stück wich die nordamerikanische Kälte dem frühlingshaften Wetter der Südstaaten: mit kurzem Zwischenstopp in New Orleans ratterten wir über die Highways von West Virginia, Kentucky, Tennessee, Alabama, Mississippi und Louisiana um nach 2.800 km in Texas anzukommen.

Nach der hartnäckigen kanadische Kälte die unsere ersten Monate bestimmt hatte, hieß es nun rein in die Birkenstocks, kurzen Hosen und Sonnenbrillen (der Sonnenbrand ließ nicht lange auf sich warten). Unsere Zelte schlugen wir im Garten der Tourmanagerin einer befreundeten Band „The Bright Light Social Hour“ auf.

Und los ging der SXSW-Wahnsinn. Wahnsinn? Seit 1987 richtet die mittelgroße Stadt Austin jährlich eine Konferenz für die Bereiche Musik, Film, Bildung und interaktive Medien aus. Schlaue Köpfe wie Bernie Sanders, Elon Musik, Arnold Schwarzenegger oder Steven Spielberg tauchen auf und geben ihren Senf dazu. Tausende Bands präsentieren sich innerhalb einer Woche der versammelten Musikindustrie. Und immer wieder läuft man bekannten Gesichtern aus Deutschland oder gar Mannheim (wie den Kollegen von Groovecat) über den Weg.  Für uns hieß das konkret: sieben Tage, neun Konzerte und drei DJ Sets in unterschiedlichen Locations über die Stadt verteilt. Wo man stand und ging, hörte man Musik, sah man Musiker Equipment durch die Straßen schleppen und generatorbetriebene Taco Buden. 

Direkt am ersten Tag lud uns das „German Haus“ ein. Dieses fungiert als „Botschafter für die deutsche Musikindustrie“ und präsentierte über die Woche verteilt Vorträge, „start-up pitches“ und Bands wie Joashino, Fenster, Emma Elisabeth uvm. 

In den nächsten Tagen folgten Konzerte an unterschiedlichen Orten vor unterschiedlichsten Leuten: von etwas reserviert wirkenden Hotelgästen in der Hilton Lounge, über Sushi-zubereitende Cryptocurrency Freaks hin zu privat organisierten Hauspartys war alles geboten. Dichte Zeitpläne, schreiende Stagemanager und eine immanente Parkplatznot forderten wohl die Belastbarkeit einer jeden Band heraus. 

Eine echte Herausforderung erwartete uns an Tag vier: drei Konzerte innerhalb von sieben Stunden verteilt über die gesamte Stadt. Es war also an der Zeit, unsere Qualitäten als Logistik Unternehmen unter Beweis zu stellen. 

3.00pm: Erste Station war eine Veranstaltung rund um den Krautrock Pioneer Konrad „Conny“ Plank, wozu uns das „German Haus“ erneut einlud. 40 Minuten vor sehr affinem, aber auch etwas zurückhaltendem Publikum. Zusammen mit unseren Band Buddies von den „Blackberries“ futterten wir uns im Anschluss durch deutsche Küche à la Bratwurst und Kartoffelbrei. Runter von der Bühne, Auto durch chaotischen Verkehr navigieren, einladen und weiter geht’s!

5.00pm: Vorfahren, direkt auf die Bühne, ausladen, Linecheck und go! In entspannter Pool Atmosphäre wurde die deutsche Bratwurst bei der „European Splash Pool Party“ von französischen Crêpes abgelöst. Nimm’ das, kanadischer Winter!

10.00pm: Letzte Station an diesem „Sea Moya Super Mittwoch“ war die Show beim „Fine Southern Gentlemen“. Fern ab vom hektischen SXSW Trubel funktionierten hier die Besitzer einer Druckerei ihre Lagerhalle zur Konzert Location um. Unter freiem Himmel spielten wir mit drei weiteren Bands aus Austin. Die Atmosphäre dabei fühlte sich deutlich direkter, ehrlicher und wärmer an. Ob Elias schon mal vorher auf einem Pickup Bass gespielt hat?! 

Nach einer Woche, die wohl intensiver, spaßiger und schlafloser nicht hätte sein können, hieß es dann Abschied nehmen von Austin und der mexikanischen Küche. So merkwürdig der SXSW Flair phasenweise anmuten mag, hatten wir doch eine unglaublich wertvolle Zeit, mit vielen zwischenmenschlichen und geschäftlichen Kontakten. Wir sind definitiv Profis im Ein- bzw. Ausladen und im Auf- bzw. Abbauen geworden und haben gelernt, entspannt im Halteverbot zu stehen oder mit einem Margarita in der Hand Zeitdruck auszuhalten.

Bevor wir uns wieder nordwärts Richtung neue Heimat Montreal aufmachten, gab es noch einen letzten Zwischenstopp: das „Valley Of The Vapors Festival“ im beschaulichen Hot Springs, Arkansas. In Unmengen menschlicher Herzlichkeit und Sonne eingepackt, verbrachten wir  hier zwei Tage, spielten ein Konzert, wurden eingeladen, interviewt und bekocht.

Nach weiteren 2.800 km rollten wir dann (ja, der Van hat es wahrhaftig geschafft) in das mittlerweile Heimatgefühle auslösende Montreal ein. Vielen

Dank an I’M SOUND für die Möglichkeit, hier unsere ersten Erfahrungen in Nordamerika teilen zu können! 

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Awwww, boys - thanks for the piggyback! Wir wünschen Euch alles Gute für die weitere Sea Moya Reise <3!

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